IEM Podcast – Episode 16: Potenzielle Gefahren aus religiösen Konflikten

Potenzielle Gefahren aus religiösen Konflikten

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Potenzielle Gefahren aus religiösen Konflikten

Gespräch mit dem Autor des Buches „Die größten geopolitischen Gefahren“ von Egon Minar

Arbeit an Lösungen und Strategien des IEM

Seit einigen Jahrzehnten schienen die Gefahren aus religiösen Auseinandersetzungen oder Religionskriegen abzunehmen. Dieser Trend verkehrt sich leider wieder um.

Es geht bei den Auseinandersetzungen nicht mehr allein um religiöse Motive, sondern es ist meist eine Kombination von politischen, sozialen, nationalen und religiösen Motiven, Streit um Ressourcen (Öl, Gas, Wasser…), ein zu drastisches Wohlstandsgefälle, Klassen- und Hierarchien- oder ethische Unterschiede. Alles wird dargestellt in Verbindung mit religiösen Unterschieden oder – schlimmer noch – mit einem Alleinvertretungsanspruch oder Hass auf „Andersgläubige“ bis hin zu terroristischen Einzeltaten aus religiös-terroristischen Organisationen (siehe IEM-Podcast 14).

Zunächst die Verbreitung der großen Weltreligionen:

  • Das Christentum hat etwa 2,3 Milliarden Menschen, d.h. 29% der Weltbevölkerung, vorherrschend in Europa, Nord- und Süd-Amerika,
  • Die Muslime haben weltweit etwa 1,9 Milliarden Menschen, d.h. 24% und sind stark steigend wegen hoher Geburtenraten im Nahen und Mittleren Osten und in Nordafrika.
  • Der Hinduismus hat etwa 1,2 Milliarden Menschen, d.h. 15%, dominant in Indien sowie
  • Der Buddhismus, vor allem in China, Südost-Asien etwa 390 Millionen Menschen, d.h. 5%.

Heute scheinen die religiösen Konflikte nach Untersuchungen des Pew Research Centers, die 198 Länder untersucht haben, in 33% der untersuchten Ländern zuzunehmen und ein hohes oder sehr hohes Maß zu erreichen. So wurde z.B. festgestellt, dass sich die Zahl der Länder, in denen Gewalt gegen religiöse Individuen und Gruppen ausgeübt wurde, von 2007 bis 2012 verdoppelte. Es waren laut Pew Research Center am meisten betroffen Christen, Muslime und Juden.

Christen werden u.a. in Nordkorea, Somalia, Libyen, Eritrea, Jemen, Nigeria, Pakistan, Sudan, Iran und Afghanistan sowie in Indien verfolgt, Muslime in Ländern wie Myanmar und Uiguren in der chinesischen autonomen Provinz Xinjiang und die Juden generell von Antisemiten und aktuell von Israels extremen arabischen Nachbar-staaten und -organisationen bedroht.

Wie schon ausgeführt, bestehen oftmals Vermischungen von politischen und religiösen Beweggründen, welche kriegerische Auseinandersetzungen auslösen. Wesentlich sind daher die historischen Entwicklungen der Beziehungen zwischen den religiösen Gemeinschaften untereinander – manchmal herrschte historisch auch eine friedliche Koexistenz wie z.B. im mittelalterlichen spanischen Granada, oder in Jerusalem und heute in Singapur – und mit den politischen Herrschenden.

Das Verhältnis von Staat und Religion bewegt sich zwischen zwei Extremen:
zwischen der vollständigen Integration von Staat und Religion, wie es zumeist in religiös geprägten Staaten vorherrscht, z.B. Iran als schiitischer Gottesstaat, Russland mit Orthodoxer Kirche, Israel als Staat der Juden, auf der einen Seite und
der völligen institutionellen Eigenständigkeit beider Sphären, wie es in laizistischen Staaten praktiziert wird – wie z.B. in Frankreich -, auf der anderen Seite.

Auf jeden Fall sollte und darf es keine Verfolgung, Diskriminierung und terroristische Angriffe mit Geiselnahmen aus religiösen Motiven geben. In Art. 4 der Verfassung der Bundesrepublik und in den meisten „westlichen“ Verfassungen ist dieses verankert:  der Glaube, die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses und die Religionsausübung sind frei.

Weder der Kampf gegen alle „Ungläubigen,“ noch gegen andere Glaubensrichtungen – z.B. Sunniten gegen Schiiten, evangelisch gegen katholisch, etc. – , noch wegen Verschwörungstheorien („Weltjudentum“) sind erlaubt.

Jede rechtsstaatliche Verfolgung und Verurteilung dieser selbsternannten „Religionskrieger“ sind in dieser Hinsicht zu begrüßen, damit weder Hass noch Feindschaft aus religiösen Motiven entstehen oder sich – wie eine Pandemie – ausbreiten kann.

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